Geschmackstraining für Senioren
Mit dem Alter lassen Geschmacks- und Geruchssin allmählich nach. Ältere Menschen schmecken und riechen nicht mehr so gut, wie sie das in früheren Jahren konnten. Auch gewissen Medikamente und die jahrelangen Ablagerungen von Staub, Qualm, Ruß, Abgasen und Umweltgiften an den Schleimhäuten können dazu führen, dass das Geschmacksempfinden im Laufe der Jahre nachlässt. Die Folge ist, dass vielen älteren Menschen ihr Essen nicht mehr so gut schmeckt, alles für sie fade ist und sie den Appetit verlieren, was wiederum eine Mangelernährung und Untergewicht mit allen daraus resultierenden Folgen zur Folge haben kann.
Man kann den natürlichen Verlust von Geschmackssin und Geruchssin im Alter jedoch bis zu einem gewissen Grad aufhalten, indem man diese gezielt trainiert.
Schmecken ist ein komplizierter Prozess, der im Mund-, Gaumen- und Nasenraum stattfindet. Dabei hat die Zunge jedoch nur einen kleinen Teil an der Gesamtleistung „Schmecken“. Sie kann nämlich nur süß, sauer, salzig, bitter und umami, (herzhaft-fleischig) schmecken. ZU anderen Sinneseindrücken ist die Zunge nicht fähig. Der weitaus größere Teil dessen, was man als Geschmack von Speisen wahrnimmt, findet in den Geruchsrezeptoren der Nase statt. Hier setzt sich das zusammen, was man als „Geschmack“ bezeichnet. Wer also eine „feine Zunge“ hat, der hat eigentlich eine „feine Nase“.
Und genau hier ist auch der Grund, wieso ältere Menschen weniger gut schmecken als jüngere: Die Nasenschleimhaut verliert mit zunehmendem Alter an Riechzellen, wodurch das Riechvermögen nachlässt. Hinzu kommen noch Belastungen der Schleimhaut durch verschiedene Faktoren von außen wie Ablagerungen von Staub und Umweltgiften sowie die Beeinträchtigungen, die manche Medikamente mit sich bringen können.
Regelmäßiges Training des Geschmackssinns
Gegen den natürlichen Abbau von Riechzellen in der Nasenschleimhaut gibt es derzeit noch kein Mittel, diesen muss man im Alter akzeptieren. Auch gegen Umwelteinflüsse wird man in unserer modernen Gesellschaft nur schwer etwas tun können.
Man kann die Riechzellen jedoch durch regelmäßiges Training dazu animieren, wieder besser zu riechen, indem man sie regelmäßig neuen Gerüchen und Reizen aussetzt und sie so dazu anregt, neue Gerüche aufzunehmen. Wie beim regelmäßigen Training beim Sport kann man so auch bei Riechzellen dafür sorgen, dass sie regelmäßig „in Bewegung“ bleiben und sie regelmäßig neue Reize bekommen.
Beim Geschmackstraining für Senioren kommt es vor allem darauf an, bewusst zu riechen und zu schmecken. Dies kann man beispielsweise tun, indem man ganz bewusst und achtsam Geschmack und Geruch von einzelnen Lebensmitteln wahrnimmt: Wie riecht und schmeckt ein Stück Schokolade, welche Aromen hat sie, ist sie nur süß oder nimmt man auch andere Aromen wie Vanille, Zimt, Holz o.ä. wahr? Wie riecht und schmeckt eine gekochte Kartoffel, wie eine gebratene? Wie schmecken Trauben? Wie Erdbeeren? Wie eine Tomate?
Regelmäßig einmal die Woche sollte man auch auf einen „Geruchsspaziergang“ in die Natur gehen. Dabei sollte man bewusst an mindestens fünf verschiedenen Dingen riechen, die man am Wegesrand findet. Wie riecht Heu, wie eine Handvoll Blätter, wie ein Tannenzapfen, wie Wildblumen?
Sehr effektiv für das Geschmackstraining für Senioren sind Duftöle, an denen man morgens und abends riecht. Diese sollten möglichst unterschiedlich im Duft sein und möglichst rein sein. In der Apotheke bekommt man bspw. Duftöle, die nach Rose, Zitrone, Eukalyptus und Gewürznelke riechen. Diese sollten man dann morgens und abends jeweils 10 Sekunden pro Öl riechen.
Auch beim Essen kann man seinen Geschmackssinn trainieren. Einmal im Monat sollte man etwas essen, was man noch nicht kennt, also bspw. exotisches Essen, wie eine marokkanische Tajine, ein süß-saures chinesisches Gericht, ein scharf gewürztes Thai-Curry, oder eine englische Ingwermarmelade.
Wichtig beim Geschmackstraining für Senioren ist vor allem, dass das Training regelmäßig, am besten täglich, statt findet und dass die Geshmacks- und Geruchseindrücke möglichst unterschiedlich und möglichst neu und unbekannt sind. Dadurch werden die Geschmacksnerven immer wieder vor neue Aufgaben gestellt. Wie ein Muskel oder ein Gelenk, das regelmäßig trainiert wird, werden durch regelmäßiges Geschmackstraining auch die Geschmackstraining mit der Zeit immer besser und können ihre Funktion besser wahrnehmen.
Das Ergebnis eines regelmäßigen Geschmackstrainings für Senioren ist ein gutes Geshcmacksempfinden bis ins hohe Alter, Spaß und Appetit beim Essen und dadurch eine gesteigerte Lebensqualität und mehr Freude am Leben.