Gesundheit und Sport

Untergewicht bei Senioren

Während alle Welt über die zunehmende Fettleibigkeit und das Übergewicht großer Teile der Bevölkerung diskutiert, ist ein ganz spezielles Problem vieler älterer Menschen, dass sie untergewichtig sind. Nach der Paderborner Seniorenstudie (PASS) der Universität Paderborn aus den Jahren 2000 bis 2002 hatten rund 1,6 Prozent der Senioren und 7,5 Prozent der Seniorinnen BMI-Werte unter 20 und waren damit stark untergewichtig. Untergewicht bei Senioren ist also kein seltenes Problem.

 

Im Alter benötigt der Körper weniger Energie. Aufgrund natürlicher altersbedingter Erscheinungen wie natürlicher Muskelabbau, geringere Tätigkeit der Organe oder nachlassende Regenerationsfähigkeit der Körperzellen sowie die im Alter allgemein nachlassende körperliche Tätigkeit brauchen ältere Menschen weniger Energie, um die Funktion der Organe aufrecht zu erhalten (Grundumsatz). Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) liegt der Kalorienbedarf bei Männern im Alter von 19 bis 25 Jahren bei einer rein sitzenden Tätigkeit bei 2.500 kcal, bei Frauen bei 1.900 kcal. Dieser Kalorienbedarf nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab, so dass über 65-jährige Männer nur noch einen Kalorienbedarf von 2.000 kcal, über 65-jährige Frauen nur noch einen Kalorienbedarf von 1.600 Kalorien haben. Bei Männern sinkt also der Kalorienbedarf im Alter um rund 20%, bei Frauen um rund 16%.

Während aber der Energiebedarf bei älteren Menschen geringer wird, d.h. der Bedarf an Fett und Kohlenhydraten sinkt, verändert sich der Nährstoffbedarf im Alter nicht. Ältere Menschen benötigen die gleichen Mengen an Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Ballaststoffen wie jüngere Menschen. Dies bedeutet, dass vor allem ältere Menschen ganz besonders darauf achten müssen, hochwertige Lebensmittel mit einem hohen Nährwert zu essen, wenn sie nicht an Mangelernährung und den dadurch verbundenen Krankheiten leiden möchten.

Trotz des geringeren Energiebedarfs im Alter leiden trotzdem zahlreiche ältere Menschen jedoch sogar an Untergewicht, d.h. ihr BMI (Body Mass Index) liegt unter 20. Was sind die Ursachen für dieses Untergewicht im Alter?

Ursachen von Untergewicht bei Senioren

Untergewicht bei Senioren kann verschiedene Ursachen haben. Die wichtigsten sind:

Nachlassender Appetit und verringertes Durstempfinden

Im Alter lässt sehr häufigder Appetit nach, man spricht in diesem Zusammenhang auch von „Altersanorexie“. Gründe hierfür sind vor allem Veränderungen im Hormonhaushalt, die die Hunger-/Sättigungs-Regulation verändern und zum Teil stören. Bei dieser Veränderung kommt es zur langsameren Magenentleerung sowie der schnelleren Ausschüttung von Sättigungshormonen. Beides führt dazu, dass sich ältere Menschen schneller satt fühlen, obwohl ihr Körper eigentlich noch Energie und Nährstoffe benötigen würde. Die Veränderungen führen außerdem zu einer Verringerung der Produktion von Magensäften und beeinflusst so die Hunger-/Sättigungs-Regulation. Durch verschiedene Krankheiten und Beschwerden wie Depressionen und Kaubeschwerden sowie durch die Einnahme  bestimmter Medikamente kann die Lust am Essen und der Appetit zusätzlich beeinträchtigt werden.

Im Alter nimmt auch häufig das Durstempfinden ab. Viele ältere Menschen trinken viel zu wenig, an die empfohlene Flüssigkeitsmenge von ca. 2,5 l am Tag kommen viele ältere Menschen bei weitem nicht heran. Als Folge droht die Austrocknung (Dehydration) des Körpers. Auch hier können verschiedene Krankheiten wie Durchfall oder die Einnahme bestimmter Medikamente die Dehydration verstärken.

Maßnahmen:

  • Statt 3 großer Mahlzeiten sollte die Nahrungsaufnahme über mehrere kleinere Portionen, die über den Tag verteilt gegessen werden, erfolgen.
  • Das Speisen- und Getränkeangebot sollte abwechslungsreich gestaltet werden, die Speisen appetitilich zubereitet und angerichtet werden, denn auch im Alter isst das Auge oft noch mit (s.u.).
  • Körperliche Aktivitäten und Sport wie Schwimmen, Wandern, Spazierengehen oder Gartenarbeit fördert den Appetit. Besonders Tätigkeiten an der frischen Luft machen Appetit.
  • Erstellung eines „Trinkfahrplans“ und eines „Trinkprotokolls“, um die geplante und tatsächliche Flüssigkeitsmenge genau zu protokollieren. Ein Trinkwecker kann hier ebenfalls nützlich sein.
  • Getränke immer in Sicht- und Reichweite stellen.
  • Zu jeder Mahlzeit trinken.

Veränderte Geruchs- und Geschmackswahrnehmung

Geruchs- und Geschmacksveränderungen nehmen im Alter meistens mehr oder weniger stark ab. Dadurch riechen und schmecken ältere Menschen oft ihre Speisen nicht mehr so gut und intensiv, wie sie es in früheren Jahren konnten. Die Folge ist, dass ältere Menschen oft nicht mehr unterschieden können, was genau sie essen und sie deswegen nur noch wenig Appetit beim Essen entwickeln. „Der Appetit kommt beim Essen“ trifft bei älteren Menschen daher oft nur noch eingeschränkt zu.

Zusätzlich kommt es bei älteren Menschen oft zu Veränderungen des Sehvermögens. wodurch sie Farben und Formen nicht mehr so intensiv wahrnehmen können. Viele ältere Menschen können also gar nicht mehr genau sehen und unterscheiden, was genau sie essen.

Maßnahmen:

  • Bei der Zubereitung und beim Anrichten muss besonderes Augenmerk auf gut erkennbare und unterscheidbare Farben und Formen gelegt werden. Dabei ist allerdings auch darauf zu achten, dass Farben und Formen natürlich und nicht künstlich wirken.
  • Der vermehrte Einsatz von Kräutern verbessert die Optik und den Geschmack der Speisen entscheidend.

Verringerte Speichelbildung

Viele ältere Menschen leiden unter einer verminderten Speichelbildung, die ihre Ursache im Rückgang der Speicheldrüsen im Mund, aber auch in einer geringeren Kauleistung, in der abnehmenden Sinneswahrnehmung sowie in Zahnprothesen und der Einnahme bestimmter Medikamente hat. Eine verminderte Speichelbildung führt zu Mundtrockenheit, die wiederum zu Entzündungen im Mund und zu Erschwerung und Behinderung der Nahrungsaufnahme führen kann. Kann die Nahrung nicht mehr ausreichend eingespeichelt werden oder verursacht das Kauen gar Schmerzen durch Entzündungen im Mundraum, wird das Essen zu einem unangenehmen Erlebnis und man verliert schnell die Lust und den Spaß daran.

Maßnahmen:

  • Durch den Einsatz von verschiedenen Kräutern und Gewürzen den natürlichen Speichelfluss steigern.
  • Medikamente, die die Speichelproduktion einschänken, möglichst meiden.

Veränderungen in der Verdauung und im Magen-Darm-Trakt

Im Alter verändern sich die inneren Organe und nehmen teils in ihrer Leistungsfähigkeit ab. Dies betrifft auch und gerade die Verdauungsorgane, den Magen sowie die Leber und die Bauchsepicheldrüse. Durch diese Veränderungen kommt es dazu, dass u.a. die Aufnahme von wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen zum Teil eingeschränkt wird. Außerdem kommt es zur Veränderung in der Darmbewegung (Peristaltik) was Verstopfungen hervorrufen kann.

Diese Veränderungen führen häufig dazu, dass bereits Sättigungshormone ausgeschüttet werden, obwohl der Magen eigentlich noch gar nicht gefüllt und der Körper noch gar nicht die erforderliche Energie bekommen und mit aureichend Nährstoffen versorgt wurde.

Maßnahmen:

  • Zur Förderung der Darmperistaltik sind vor allem ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte wichtig. Diese versorgen den Körper außerdem mit lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen.

Verminderte Kauleistung

Bei vielen älteren Menschen nimmt die Kauleistung im Alter ab, d.h. sie können nicht mehr so gut kauen wie früher. Ursachen sind hier die natürliche Abnutzung des Zahnbeins und des Zahnschmelzes, aber auch Entzündungen des Zahnfleisches, Karies und mangelnde Mundhygiene.Schlechtsitzende Zahnprothesen und Entzündungen der Mundschleimhaut sind außerdem häufige Ursachen für eine verminderte Kauleistung im Alter.

Verursacht das Kauen Schmerzen oder Schwierigkeiten, dann nehmen die Menschen oft zu wenig Nahrung auf und es kann zu Untergewicht im Alter führen. Besonders harte und zähe Nahrungsmittel wie bestimmte Obst- und Gemüsesorten, manche Fleischsorten, Nüsse, hartes Brot, harter Käse usw. können hier Probleme bereiten.

Maßnahmen:

  • Regelmäßige Überprüfung der Zahgesundheit durch den Zahnarzt.
  • Ggf. Anpassung einer schlecht sitzenden Zahnprothese
  • Zähne und Zahnprothese regelmäßig putzen
  • Auf verschiedene, schwer zu kauende Lebensmittel verzichten oder diese durch leichter zu kauende Alternativen ersetzen.
  • Ggf. die Konsistenz der Lebensmittel anpassen: Weiches Fleisch klein schneiden, Brotrinde entfernen, Gemüse und Kartoffeln vor dem Verzehr zerkleinern oder zerdrücken.

 Die Ursachen für Untergewicht bei Senioren können also vielfältig sein und müssen alle im Auge behalten werden. Nur durch eine ausgewogene und altersgerechte Ernähung kann Untergewicht bei Senioren vorgebeugt werden.

Weiterführende Informationen zum Thema Untergewicht bei Senioren:

 

 

 

 


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